*Geschichten einer Auslaenderin* |
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Freitag, 29. Juni 2007
Reise nach Dmitrow
auslaenderin, 10:01h
Morgen am Mittwoch (wahrscheinlich 27. Juni, wir haben hier leider keinen Kalender) fuhr ich mit M. und ihrer Mutter mit dem Zug, der in allen Kleinstaedten und Stationen neben Privatgaerten kurze Pausen macht, nach Dmitrow (Wortakzent im Russischen auf “i”).
Diese Stadt befindet sich noerdlich von Moskau (in derselben Richtung wie Dubna), jedoch ein bisschen naeher zur Hauptstadt. Soweit ich weiss, wurde Dmitrow 1154 von Jurij Dolgorukij (uebersetzt “Langarmig”) gegruendet und ist also 7 Jahre junger als von demselben Mann gegruendete Moskau. Jurij Dolgorukij gab der Stadt den Namen “Dmitrow”, weil sein Sohn Wsewolod den Namen “Dmitrij” nach der Taufe trug. Die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten sind Kreml (ja, prajtisch in allen alten russischen Staedten gibt es oder zumindest gab es einen Kreml, nich nur in Moskau!) mit dem Wallgraben der Mittelalter und Kloster von Boris und Gleb fuer Maenner. Dmitrow ist und war zwar grosser als Dubna, bleibt aber immer noch “provinzieller”. Frueher war das viel staerker ausgepraegt und Dmitrow wurde sogar “die betrunkene Stadt” genannt. Jetzt wollen die Behoerden draus eine Stadt machen, die Auslandsreise wert ist – einerseits komisch, denn heutzutage es da viel zu viel teueren und billigen Kitsch, andererseits beneidenswert, denn aus diesem Grunde werden die Sehenswuerdigkeiten renoviert und das Leben in der Stadt durch neue Fussgaengerzonen, Parke, Blumen, Denkmaeler angenehmer gemacht. Der Dmitrower Kreml wurde auch mehrmals renoviert worden, denn die Geschichte der Stadt war keine einfache: Da gab es Tataro-Mongolen (die fremden asiatischen Okkupanten, die in XIII. Jahrhundert grosse Flaeche in Russland militaerisch besetzten) und Feuer (der Grossteil der alten russischen Staedten wurde aus Holz gebaut, d. h. Feuer waren gewoehnlich, ebenso wir danach folgender Neuaufbau), die Kriege der Fuerstensoehne um die Macht (der alte Brauch aller koeniglichen Familien der Welt) und die grausamen Kaempfe des Zweiten Weltkrieges (genau durch Dmitrow wurde die magische Grenze – 71 km von Moskau – die die Wehrmacht nicht ueberwinden sollte, gezogen) usw. Jedoch die wichtigsten Merkmale der damaligen Architektur sind beibehalten. Die Flaeche hinter Wallgraben (also in Kreml drin) scheint heutzutage klein zu sein, jedoch im Mittelalter befand sich da eine normale Stadt. Es gibt zwei Kirchen mit Glockenturm, wo die Glocken alle 15 Minuten melodisch klangen, Museum, der geschlossen war, ein religioeses “Sonntagsgymnasium”, Park mit kleinem Teich und sogar ein paar alte Holzhaeuser, wo ihre Besitzer immer noch wohnen. Als wir das alles besichtigt haben, gingen wir durch die Stadt zum Maennerkloster, der XII. gebaut wurde. Das verraet ja nich nur ein Schild, sondern auch die ganz einfache und in erster Linie funktionelle Architektur. Entweder fanden die Moenchen uns – drei weibliche Wesen – nicht attraktiv genug, um ihre Gedanken vom wahren Weg des Glaubens abzulenken, oder haben sie uns nicht bemerkt, auf jeden Fall durften wir alles ruhig besichigen, ohne jemanden zu treffen. Ich fand den Kloster schoen, aber wegen der Renovierung zu neu und kuenstlich huebsch aussehend. Der Garten daneben war gut gepflegt und schien europaeisch zu sein. Ich glaube, die Oligarchen Dmitrows haben zu viel Geld an Kloster ausgegeben in der Hoffnung, dass Gott genauso korrumpiert ist wie sie und fuer ein teueres Geschenk wie renovierten Kloster ihre Suenden verzeihen wird. :) Das ist selbstverstaendlich nur eine Hypotese. In Wirklichkeit hoffe ich, dass in ein paar Jahren die Gebaeuden da “natuerlicher” und aelter aussehen werden. Im Grossen und Ganzen war unsere Reise nach 5 Stunden zu Ende, andere Einzelheiten sind jetzt uninteressant. In Italien hat meine Mutter unsere Digitalkamera fallen lassen, infolgedessen ist sie (Kamera, nicht Mutter) kaputt und befindet sich bei dem Hersteller. Nach Russland haben wir einen alten nicht digitalen Photoapparat mitgenommen, aber in Dmitrow hatte ich es nicht dabei, weil der alte Film zu Ende war und wir keinen neuen hatten. Aber die M., die genauso Fotos mag wie ich und meine Mutter, hat ihres Geraet mitgenommen und ca. 200 Fotos gemacht. Sie hat mich versprochen, sie auf einem CD zu brennen und mir bei der Gelegenheit zu geben. Ich denke, dass ein paar Illustrationen zum Bericht werde ich da auf jeden Fall finden und hier in den Kommentaren zeigen. :) Am 30. Juni fahren wir nach Nignij Nowgorod zu unseren Verwandten und werden am 7. zurueckkehren. Da werde ich keinen Internetzugang haben, aber keine Panik, ich schreibe alles in Block auf und werde es danach in Dubna nur tippen. ;) ... link (2 Kommentare) ... comment Dienstag, 26. Juni 2007
Aller Anfang ist schwer
auslaenderin, 14:59h
Die lange Reise nach Russland began nachts am 21. Juni. Um 6:30 sind wir schon abgeflogen und ungefaehr nach drei Stunden waren wir im Moskauer Flughafen Vnukovo. Ich muss erwaehnen, dass es zwischen “europaeische” und “moskauerische” ( = “von Moskau”) Zeit zwei Stunden Unterschied gibt. Wenn es in Koeln z. B. 3 Uhr ist, ist es in Moskau 5 Uhr. Weitere Zeitangaben, die hier auftauchen, werden in “Moskauzeit” angegeben.
Am Vnukovo wurden wir von unseren Verwandten abgeholt und nach meiner Heimatstadt Dubna mit dem Auto gefahren. Die Autobahn war im Gegenteil zu meinen Erwartungen nicht schlechter als in Deutshland, die Autofahrer achteten aber nicht besonders auf die Regel. Die Geschwindigkeit war in Grossen und Ganzen niedrier als auf die deutschen Autobahnen. Mein Gott, was fuer eine Landschaft! Was fuer Natur! Die lieben Birken mit hellen Blaettern und duennen Aesten, sie stehen nicht sehr nah zu einander und man kann die weiter entfernten Baeume sehen und Wasser und Himmel… Ich habe diese einfache Ansicht so vermisst! Auf ein mal fuehlte ich, dass ich mich wieder zu Hause befinde, dass ich hier richtig bin. Ich haette vor Glueck weinen koennen… Aber Schluss mit Emotionen, ich gebe Ihnen lieber kurze Auskunft ueber Dubna (ich werde hier den Grossteil der Zeit verbringen, es ist also wichtig). Dubna gilt als die noerdlichste Stadt der Moskauer Region und ist ungefaehr 120 km von der russischen Hauptstadt entfernt. Dubna wurde von ca. 50 Jahren als eine “Physikstadt” und “Stadt der Wissenschaft” (der offizielle Status) gegruendet, weil da ein weltberuehmtes Forschungszentrum fuer Kernphysik gebaut wurde. Frueher waren fast alle Bewohner die Mitarbeiter des Zentrums, das waren also “die Intelligenten”, und zwar im alten russischen Sinne: Menschen mit gutter Ausbildung und entsprechender beruflicher Beschaeftigung, die nicht unbedigt reich waren, aber auf jeden Fall moralische Prinzipien und nicht nur materielle Beduerfnisse hatten. Die Stadt war und ist klein (heutzutage zaehlt man da ca. 70 000 Bewohner), intelligent, still, sauber… Sie befindet sich auf den beiden Ufern des Flusses Wolga, der da ein bisschen enger als Rhein bei Koeln ist, in der Naehe gibt es auch verschiedene Waelder. Andere Fluesse wie Sestra, Dubna-Fluss und Moskau-Fluss sind von der Stadt etwas entfernt. Es gibt auch einen kuenstlichen Kanal, der die Fluesse Moskau und Wolga verbindet. Er wurde in der Zeit der Repressionen Stalins von der Zwangsarbeitern gebaut – ich glaube, viele davon waren die Intelligenten und viele sind bei schweren physischen Arbeiten ums Leben gekommen. Jetzt sieht der Kanal ganz friedlich aus, aber ich muss immer wieder an seine Geschichte denken… Wie Sie es schon bestimmt erraten haben, ist die Stadt vom Wasser umgegangen. Es ist da also nass im Vergleich zum anderen Staedten in der Naehe (aber trocken im Vergleich zum Westeuropa), frueher gab es auch sehr viele Sumpfe in der Gegend. Der Grund ist fuer Fruchtbarkeit oder schnellen Wachstum der Pflanzen eher unpassend, nur Unkraut fuehlt sich ueberall wohl. Um 5 Uhr waren wir schon in unserer lieben alten Wohnung auf der neunten und letzten Etage des Hochhauses. In einer Reihe stehen da drei sehr langen und aehnlichen Hochhaeuser, die in ihrer Form der Ziffer 7 entsprechen. Im Volksmunde nennt man sie “erste Sieben”, “zweite Sieben” und “dritte Sieben”. Unser Haus ist “dritte Sieben”. Vor der ersten Sieben befindet sich die Schule #6 (in 5-Minuten-Entfernung), die ich bis zum Umzug nach Deutschland besucht habe. Sie gilt als die beste Schule der Stadt und eine der besten im Moskauer Region – das ist auch wahr. ;) Die Wohnung wirkte in erste Linie als verlassen und schmutzig – drei Jahre besuchte sie meine Schwester ab und zu, aber keiner lebte da… Nichts zum Putzen, nichts zum Essen, nichts zum Schlafen… In den naechsten drei Tagen hatten wir enorme Arbeit geleistet – naehmlich einkaufen, wechseln, putzen. Die Preise in Dubna sind ungefaehr so gross wie in Deutschland, im Gegenteil zu den Loehnen der Einheimischen. Dies ist vor allem durch die Naehe der Haupstadt verursacht, denn Russland war und ist viel mehr “zentralisiert” als Deutschland (ich glaube, es laesst sich mit Frankreich vergleichen). Moskau ist eine verdammt teuere Stadt, besonders was die “Wohnungsfrage” angeht. Der Begriff “Wohnungsfrage” wurde zum ersten Mal vom russischen Schriftsteller M. Bulgakov noch bei Stalin verwendet und ist heutzutage auch sehr beliebt. Ein Quadratmeter der Wohnungsflaeche relativ weit vom Zentrum kostet da im Moment ca. 4 Tausend US-Dollar, was natuerlich unglaublich viel ist. Die Preise steigen staendig seit “Perestrojka”, also seit 15 Jahren. Man kann schon verstehen, dass die Wohnungsfrage problematisch ist. Die Schwester war bei uns mit ihrem Freund am Wochende. Ganz nett. Man konnte sie fast nicht wiedererkennen, weil sie uns kein hysterisches Verhalten demonstrierte, was eigentlich zu ihren Lieblingsnummern gehoert. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie eine Art Verantwortung empfand, weil sie naehmlich als Herrin da war und wir – als ihre Gaeste. Jetzt sind sie wieder in Moskau, wo sie arbeiten und leben. Es ist hier also ein bisschen ruhiger geworden. Gleich am ersten Tag habe ich die M., meine alte Freundin, angerufen. Wir hatten den Jontakt immer behalten. Als ich ihre Stimme hoerte, wusste ich sofort, dass es sie war. Ach die M., die alte gute M., du warst manchmal egoistisch, manchmal hysterisch, manchmal langweilig – aber du bist eben du geblieben, und das ist doch das Wichtigste, denn ich liebe dich mit allen deinen Eigenschaften. Die T. war die naechste, die ich anrief, und die war nicht zu Hause. Als sie mich zurueckrief, wusste ich aber auch gleich, dass es sie war. Mein Gott, ist sie dieselbe geblieben – die ironische, hilfsbereite, kluege und die Internet-nicht-gerne-aufsuchende T.! Du hast mich nicht besonders oft geschrieben, aber du hast einen Platz in dienem Herzen fuer mich reserviert, und das ist zumindest genauso schoen… Am zweiten Tag verbrachte ich eine Stunde mit M. und gleich danach eine Stunde mit T. – ich habe mich so gefuehlt, als ob es keine drei Jahre her vom unseren letzten Treffen waeren. Ich wusste gleich: Das ist ja mein Kreis. Mein. Kreis. Den ich am liebsten gar nicht verlassen moechte und wuerde – aber das Leben hat etwas anderes vor. Keine Zeit mehr!.. :( Aber ich werde spaeter ueber alles genauer berichten, keine Sorge!.. Wie fanden Sie eigentlcih diesen Teil des Reiseberichts? ... link (14 Kommentare) ... comment Samstag, 2. Juni 2007
Die Abenteuer der Russen in Italia*
auslaenderin, 15:21h
*Kommentar: Es gibt einen sehr guten sowjetisch-italienischen Film (Komoedie), der "Die Abenteuer der Italiener in Russland" heisst. Auf diese Analogie geht mein Titel zurueck.
Mein Vater nahm an einer Konferenz in der norditalienischer Stadt Ferrara teil. Wir sind mitgefahren. Die Erzaehlung davon (auf Deutsch) nehme ich als eine Trainingseinheit fuer die spaetere Erzaehlungen von der Russlandsreise wahr. 1.Tag (29. Mai) Moechten Sie nach Phantasialand fahren? Vergessen Sie es! Fliegen Sie lieber irgendwochin mit „GermanWings“! Da steigt Adrenalinspiegel viel schneller und als Bonus – Sie werden nicht da aussteigen, wo Sie aufgestiegen sind. Bevor habe ich nur zwei Fluege gemacht, beide mit „Aeroflot“ – eine sehr gute Firma. Als der Flug mit „GermanWings“ (bzw. ein Folter) begonnen hatte, habe ich bereut, dass ich kein Testament geschrieben habe. Die Maschiene taumelte und laermte so, als ob sie jedes Moment stuerzen koennte. In dieser Zeit dachte ich schattenfroh, dass wenn das passiert, werden auch die schlimmsten Feinde (bzw. „GermanWings“-Team) (mit-)sterben. Jetzt frage ich mich, warum ich keinen Herzinfarkt gekriegt habe. Ich habe mich beruhigt, als ich Italien aus dem „Fenster“ gesehen habe: Leichte weisse Wolken auf dem blauen Himmel, mehr gelbe Rechtecke als gruene, keine Waldzonen, breiter Fluss (wahrscheinlich Po), Berge, engen Autostrassen und rot-gelbe Staedte entlang. Danach konnte man sogar einzelne Autos sehen – und da dachte ich danach, wieviele Menschenschicksale ich jetzt von oben betrachte. Irgendwer weint, irgenwer ist verliebt, irgenwer wird beleidigt und beleidigt die anderen, irgenwer verbring die gluecklichste Zeit seines Leben, irgenwer stierbt – und niemand weiss, dass ich daoben bin... Ein interessantes Gefuehl. Bologna: Berge, frische warme trockenere Luft, Bus – was fuer Lanschaften!.. Ferrara (6 Uhr): Angenehme suesse Aroma in der Luft – spaeter entdeckten wir, dass es die bluehenden Linden verursachten, keine Hitze, Hotel „Europa“ (drei Sternen) – sehr hoehe Decken, Fenster mit Fensterladen... Wir haben etwas gegessen und sind in der Stadt spazierengegangen. Ferrara ist eine alte und schoene Stadt mit einem grossen (Wasser-)Schloss von Duce d’Este. Im Mittelalter war der Hof dieser Familie einer der praechtigsten in Europa und die Familie selbst hat durch guenstiges Heiraten viel Gewicht in der Politik gewonnen (davon wird spaeter die Rede). In der Stadt gibt es viele enge dunkle alte Strassen mit Haeuser aus roten Ziegeln, Arken, Kolonnen, Balkonen mit Blumen. Der Zustand der Gebaeuden erinnerte mich an Russland – sie waren einmal huebsch oder sogar vornehm, heutzutage sind aber mit den Rissen geschmueckt und fast verlassen - die Spuren der alten Erhabenheit. Soweit ich beurteilen kann, sieht das ganze Land so aus. Das macht jedoch keinen negativen Eindruck, sondern wird (zumindest von mir) als ein Merkmal des dortigen Lebens wahrgenommen. Im Zentrum haben wir Mitglieder unserer Gruppen getroffen (spaeter stellten wir fest, dass waehrend eines Spaziergangs wir durchschnittlich zwei russischen Gruppenmitglieder treffen). Sie haben einen Restaurant aufgesucht, weil sie in der Gesellschaft der anderen Gruppenmitglieder essen wollten, wir haben sie aufgesucht, weil wir uns mit zwei Frauen verabreden wollten, um mit ihnen zum Meer („Mare Adriatico“) zu fahren. Mein Gott, das war eine schwierige Sache! Nun, um 12 Uhr sind wir nach Hause (bzw. ins Hotel) gekommen. Als ich schon ins Bett war, machte jemand das Licht an. „Allez au diable!“ – habe ich gedacht und entschied mich, zu warten, bis dieser Jemand das Licht wieder ausmacht. Leider sollte ich das machen. So ein schoener Schluss des Tages. Die anderen Tagen waren besser. ... link (2 Kommentare) ... comment ... older stories
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Letzte Aktualisierung: 2008.10.10, 12:35 status
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