Ich mag Poesie, auch wenn ich ganz am Rand dieser wunderbarer und unbekannter Welt stehe. Meistens lese ich die Werke der relativ modernen russischen Autoren, aber vor kurzem habe ich ein deutsches Gedicht entdeckt. Es wiederspiegelt meine Gefuehle so exakt, das ich einfach nichts zu ergaenzen habe.

"Gegengewicht" von Hans Kruppa:

Dieses Gedicht ist ein kleines Gegengewicht
auf der Schale der Waage,
auf der immer zuwenig liegt.
Ein Gegengewicht zum Autolärm,
zu überfüllten Wartezimmern,
ein Gegengewicht zu den Nachrichten,
zu Schlagzeilen und Schlagbäumen,
Hochstraßen und Dampfwalzen,
Herzinfarkt und Krebsverdacht.
Ich lege es vorsichtig auf die Waagschale
zu all den andren leichten Dingen...
Einen Moment erschien es mir,
als hätte sich etwas verändert.

Ich bin so einsam, so verdammt-noch-mal-einsam, ich liebe keinen und keiner liebt mich, ich brauche keinen und keiner braucht mich. Alle Briefkaesten sind leer, von diesem schrecklichen Geraet, das man auch "Telefon" nennt, will ich gar nicht reden. Ich schreibe an alle und bekomme keine Antwort, wirklich KEINE ANTWORT. Ich warte und warte und warte und lebe gar nicht. Ich befinde mich in Vakuum.
Ein einziger Brief wuerde mir reichen - verlange ich etwa zu viel? - aber er kommt nicht.

"И скучно, и грустно, и некому руку подать
В минуту душевной невзгоды..."
М. Ю. Лермонтов