Als ich on-line in einem aehnlichen mit ICQ Programm war, fragte mich meine alte russische Freundin M. (wir schreiben uns seitdem ich weggefahren bin):
- Mit wem hast du Kontakt in der Schule?
Darauf antwortete ich ehrlich:
- Mit niemandem.
- Wie? Bist du da ganz alleine? - M. schien erschrocken und schockiert zu sein, obwohl ich es hundert mal erzaehlt habe.

Ja, ich habe hier keine Freunde - ich weiss, es ist ganz untypisch fuer meinen Alter. Und ich weiss auch, dass es mein Schuld ist.
...Als ich in der Klasse kam, konnte ich gar kein Deutsch (hab' Englisch benutzt, egal). Selbstverstaendlich wurde ich von meinen Mitschueler als eine Person, die nichts versteht, nichts sagt und keine eigene Meinung hat, wahrgenommen. Inzwischen habe ich deutsch gelernt und meine Noten verbessert, aber waehrend der Zeit von Isolation und Einsamkeit habe ich vergessen, wie man eine off-line Freundschaft aufbaut. Also werde ich bis jetzt noch wie ein Geist, ein Mensch ohne Individualitaet wahrgenommen. Alle andere haben Freunden und Bekannten, mit denen ihnen bequem ist - fuer sie existiere ich nicht.
Und ich habe mich daran gewoehnt, moechte meine Gesellschaft nicht aufdraengen und ich will ueberhaupt nicht stoeren.

Ich habe versucht, es M. zu erklaeren. Sie sagte, sie habe es nicht begriffen. Dann hab' ich den einfachsten Weg gewaehlt und zitierte Gedicht "Jeder waehlt fuer sich..." von russischem Lyriker Jurij Levitanskij (1922 - 1995).

Nun kommt die traditionelle Frage, die ich fuer wichtig halte: Warum habe ich es geschrieben? Einfach weil es eine Rolle in meinem Leben spielt. Ich brauche auf jedem Fall keine Ratschlaege und kein Erbarmen. Vielleicht mal die Berichte der Menschen, die es selber erlebt hatten oder so...

Ja, ja, ja... So was habe ich auch erlebt..
Als ich nach Deutschland kam, verstand ich auch sehr wenig (auch kein English). Und dann, weil ich gern Fußball spiele, ging ich hier in eine Fußballklub (die Schule habe ich in Rußland beendet). Es war erst sehr schwierig. Stell dir vor: jedes Tag dahin gehen und vor allem musste ich mir noch alle Namen merken, und noch was sprechen, und verstehen... Naturlich, schwieg ich meistens. Inzwischen verstehe ich alles und kann schon mal was kräftiges sagen. Aber, es ist schwierig plötztlich reden oder erzählen beginnen. Was für Reaktion kommt dann....?
Klar, bei dir wars noch schlimmer. Die Schule ist ganz andere Angelegenheit. Zu mir waren fast alle freundlich. Ich weiß nicht wie ist es in die Schule..
Etwas raten von Majakowskiy... Tut mir Leid, aber ich habe fast alles schon vergessen. Ich hatte in Rußland sogar seine Sammlung, und jetzt ist alles weg...
Im Internet findest du bestimmt was interessantes. Mach's gut :-)

Ich finde das schade, nicht wegen dem allein sein (allein heißt ja nicht einsam), sondern eher wegen fehlendem Austausch... ich finde es immer sehr bereichernd, sich unter Leute zu mischen, aus den verschiedensten Gründen.